Berlin, 11. Juli 2011: Mehr als vier von fünf Verkehrsbetrieben in Deutschland würden die nächste Generation ihrer Busflotte mit umweltschonender CO2-Klimatechnik ausrüsten. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) bei Verkehrsunternehmen in Deutschland. Bisher wird in Klimaanlagen von Linienbussen fast aus-schließlich das extrem klimabelastende Kältemittel R134a eingesetzt. Der Fluorkohlenwas-serstoff (chemisch: Tetrafluorethan) belastet die Atmosphäre etwa 1.430-mal so stark wie natürliches Kohlendioxid (CO2). Aus der Klimaanlage entweicht es teilweise im normalen Betrieb, bei Wartung oder bei Unfällen.
„CO2 ist als Kältemittel die natürliche Alternative zum Klimakiller R134a. Wir sind erfreut, dass die Bereitschaft der Verkehrsbetriebe so ausgeprägt ist, auch bei der Klimatisierung ihrer Busflotte auf Klimaschutz zu setzen“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch zu dem Ergebnis der Umfrage. „Sie sollten zukünftig bei Neuanschaffungen verstärkt bei Busherstellern innovative CO2-Klimatechnik einfordern.“
In den insgesamt wenigen Fällen, in denen sich Verkehrsbetriebe kritisch zur CO2-Klimatechnik äußerten, wurde insbesondere ein Mangel an Unterstützung von Seiten der wichtigen Bushersteller beklagt. CO2-Klimaanlagen sind heute bis zur Serienreife entwickelt und werden bereits in Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und bei zwei Tochterun-ternehmen der Deutschen Bahn AG eingesetzt. Die Ergebnisse sind durchweg ermutigend: Weniger Instandhaltungsaufwendungen, praktisch keine Fahrzeugausfälle infolge von Schäden an der Klimaanlage und ein geringerer Verbrauch im Vergleich zu anderen Linienbussen im Betrieb. Allerdings waren für den Einbau einige Modifikationen der Serienfahrzeuge notwendig, weil die namhaften Bushersteller in der Regel keine alternative Klimatechnik „ab Werk“ anbieten. „Unsere Umfrage gibt den Fahrzeugherstellern einen klaren Hinweis auf die Wünsche ihrer Kunden. Sie sollten diese Wünsche ernstnehmen und den Verkehrsbetrieben sobald wie möglich eine umweltschonende Klimatechnik anbieten“, forderte Resch bei der Vorstellung der DUH-Untersuchung.
Nach Überzeugung der DUH sind jedoch nicht nur die Bushersteller in der Pflicht. Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sollte die offensichtlichen Wünsche der großen Mehrheit seiner Mitglieder offensiv vertreten. „Viele Verkehrsbetriebe sind bereit, schnell zu klimaschonender CO2-Klimatechnik zu wechseln. Der VDV als ihr Interessenvertreter muss seine Schlüsselposition besser zu nutzen und die Bushersteller zu einer zügigeren Gangart bei der Einführung innovativer Technik veranlassen“, forderte Resch.
Von den 180 angeschriebenen Verkehrsunternehmen gaben 64, also mehr als ein Drittel, Auskunft über ihre Vorstellungen im Bereich Fahrzeugkühlung – darunter Betriebe zahlreicher deutscher Großstädte wie Berlin, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Dresden, Hamburg, München, Nürnberg, Oberhausen und Leipzig. „Wir haben ein aufschlussreiches Stimmungsbild erhalten: Die Rückmeldequote zeigt, dass die Klimatechnik ihrer Fahrzeuge bei den Verkehrsbetrieben eine beachtliche Rolle spielt und in diesem Zusammenhang der Dialog mit Umweltorganisationen offenbar als hilfreich wahrgenommen wird“, so Eva Lauer, Projektleiterin der DUH im Bereich Fahrzeugkühlung.
Verbrauchsreduktion und Umweltschutz, die Verknüpfung von Ökonomie und Ökologie werden in vielen der großen Verkehrsbetriebe angesichts steigender Kraftstoffpreise zu einem immer wichtigeres Thema: Fast zwei Drittel der Unternehmen messen regelmäßig Verbrauch oder Kältemittelverlust ihrer Fahrzeuge. Über 90 Prozent wünschen sich technische Innovationen zur Verbrauchsreduktion. Insgesamt hat die Umfrage auch ergeben, dass der weit überwiegende Teil der Verkehrsunternehmen trotz des damit verbundenen Kraftstoffmehrverbrauchs auf vollklimatisierte Fahrzeuge umsteigt, um den gestiegenen Komfortansprüchen ihrer Kunden Rechnung zu tragen.
Lauer bedauert, dass die Entwicklung bei den Busunternehmen bei anderen für die Gesamtbilanz noch wichtigeren Unternehmen im Mobilitätssektor bisher keine Entsprechung finde. So setzt die Automobilindustrie entgegen früherer Ankündigungen weiter auf das chemische Kältemittel 1234yf. Dessen Nachteile sind bekannt: Es ist leicht entzündlich und setzt bei Bränden aus dem Motorraum heraus lebensgefährliche Flusssäure frei. Die CO2-Klimatechnik biete sich als ungefährliche und nachhaltige Lösung an. Lauer: „Warum sollte, was im Bus funktioniert, im Automobilbereich nicht möglich sein? Wir wünschen uns Busunternehmen und –hersteller als Vorreiter im Bereich einer klima- und umweltgerechten Fahr-zeugkühlung.“
Um den Umstieg auf umweltschonende Klimatechnik voranzutreiben, hat die DUH im Sep-tember 2010 zusammen mit dem Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) die Kampagne „PRO KLIMA: Effiziente Autoklimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln“ gestartet. Die im Rahmen des EU-Programms LIFE+ geförderte Kampagne zielt darauf ab, die Öffentlichkeit für Umweltauswirkungen von Autoklimaanlagen zu sensibilisieren und das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu tragen.
Weitere Informationen zu der Informationskampagne: www.autoklimaanlage.info
Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin;
Mobil: 0171 3649170, resch[at]duh.de
Eva Lauer, Projektleiterin Fahrzeugkühlung DUH, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867 -76, lauer[at]duh.de
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